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Schatten in Algerien

Das Haus in Algerien, indem ich gelebt und gearbeitet habe, wurde von französischen Kolonialisten gebaut. Sie haben sich der einheimischen Materialien und Muster bedient. Die Häuser in diesem Areal waren einmal Teil des örtlichen Bahnhofs. Sie werden nun als Wohnhäuser genutzt. In den Räumen stehen arabische neben französischen Kacheln. Mein Haus ist ein Relikt aus einer anderen Zeit und wirft lange Schatten in die Gegenwart. Der Kolonialismus wird hier durch eine Marktwirtschaft abgelöst, die den Leuten vor Ort ihr eigenes Wasser in Plastikflaschen europäischer Firmen verkauft.

In dem Projekt shadow shapes bediene ich mich (ebenfalls) an den traditionellen arabischen Mustern und Formen der örtlichen Kachelkunst. Die Plastikgebilde sind so angeordnet, dass sie sich mit ihren Schatten über die Orte legen, an denen ich sie installiert habe und sie hierbei mit den Schatten der Umgebung agieren. Es ist ein Versuch mich selbst als Europäerin in der Weltpolitik und der globalen Marktwirtschaft zu verorten, meine Rolle als Künstlerin und Konsumentin grenzübergreifend zu hinterfragen und mich mit meiner eigenen Naivität auseinander zu setzen.

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Ich Tourist

Am Rande des Sahara-Atlas

"Ich sitze im Wind und werde rot. Alles wird rot. Meine Scham wird vom Habub verdeckt. Ich besuche meine Plastiktüten, begrüße alle Einwegflaschen, sitze auf Sand und zähle die bunten Partikel, die sich wie Blüten über den Boden legen. Ich bin als Tourist gekommen und in Schuld erwacht. Der Herrschaftsanspruch ist nicht mehr Blutrot, sondern Papayawhip und Limeyellow."

Negativform

Nicht zeigen ist nicht nichts zeigen

Dieses Fragment lebt von den Aussparungen und der Reduktion auf die Umrisse. Im Vordergrund steht die Umgebung. Ein Netz aus Thermoplastik lässt ein Muster erahnen, bekommt seine inhaltliche Zumessung aber erst durch den jeweiligen Betrachter.

Arabische Muster mit persönlichen Einflüssen

Aus dem Kontext gerissen und isoliert

Arabische Muster bilden sich oft erst durch das Aneinanderreihen von geometrischen Formen. Durch das Isolieren und Auflösen der einzelnen Fragmente müssen sie für sich selbst stehen. Nur durch feine Fäden aus Thermoplast gehen sie eine zaghafte Verbindung ein. Allein von ihren Schatten begleitet bilden die einzelnen Muster eine Räumlichkeit und verorten sich vorsichtig in ihrer Umgebung.

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Dieses Projekt wurde finanziert durch die freundliche Unterstützung des Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Stipendium zur Förderung künstlerischer Praxis 2022

Die Projektmittel wurden ausschließlich zur Umsetzung des künstlerischen Projekts verwendet. Nicht aber für den Auslandsaufenthalt.

Das Projekt shadow shapes ist ein erster Versuch den Schattenwurf meiner Gebilde aus Thermoplast mit in die künstlerische Arbeit zu integrieren. Hierbei spielen sowohl der technische Einsatz als auch der Inhalt eine Rolle.